Hans Mayer und der GI “Lorenz“
 
Ziel der Stasi-Werbung:
„Hinweise über Prof. Mayer geben“
 
Die kleinen Lügen zur großen DDR-Karriere. Die Stasi über Hans Mayer
 
Über Hans Mayer
und die Schlägerei in Lausanne
 
Über Hans Mayer und dessen Erinnerungen

 

 
Die kleinen Lügen zur großen DDR-Karriere. Die Stasi über Hans Mayer
(Stand: 24.11.1997)
 

Lügen hätten ihn stets gelangweilt. Lieber schwieg der in der Welt und Deutschland wohl bekannteste deutsche Literarhistoriker Hans Mayer (Jahrgang 1907) - „meistens“. Mayer, so mußte man deshalb bisher glauben, log in seinen autobiographischen Werken nicht, wenn er sich an seine wunderbaren Jahre in der DDR erinnerte. Die hier erstmals präsentierten Unterlagen aus der Frühzeit der Stasi bringen über H.M. eine andere Wahrheit ans Licht. Dort, wo er schwieg, wo er log und wo er sich nicht oder falsch erinnerte.

Die Gauck-Behörde besitzt zwei Akten über H.M.: 1. eine Berliner „Allgemeine Personalakte“, bestehend aus zwei Teilen, und 2. den Leipziger Operativen Gruppenvorgang „Wild“. Der erste Teil der Berliner Stasiakte enthält Dokumente aus der Zeit von 07/1958 bis 05/1966. Der zweite Teil besteht aus der offensichtlich noch vollständig erhaltenen Personalakte Hans Mayer des Sächsischen Ministeriums für Volksbildung bzw. DDR-Staatssekretariats für Hochschulwesen von 1948 bis 1963 - dem Pendant zur Personalakte der Universität Leipzig.

Im Operativen Gruppenvorgang „Wild“ betreffen H.M. unmittelbar eingesehene 146 Blatt von Ende 1956 bis Mitte 1958. Es ist also zunächst einmal nicht die, wie Hans Mayer wissen will, „sehr umfangreiche Akte mit zahllosen Bespitzelungen“. Geradezu bescheiden wirken die bislang gefundenen rund 400 Blatt - verglichen mit den 40.000 Seiten Wolf Biermanns.

Leipzig: Es waren seine besten Jahre. Er hat sie sehr ausführlich und genau beschrieben: vor allem in den zwei Bänden seiner Erinnerungen Ein Deutscher auf Widerruf, dem schmalen Band Stadtansichten mit einem Leipzig-Kapitel, dem seinem Freunde Stephan Hermlin gewidmeten DDR-Erinnerungsbuch Der Turm von Babel und dem Werk Wendezeiten. Erst mit Hilfe der vom MfS sicher aufbewahrten Personalunterlagen können jetzt viele dort versteckte kleine Lügen des wendigen Kämpfers für eine große DDR-Universitätskarriere wie keine andere aufgeklärt werden.